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Prim?rprophylaxe. M?glichkeiten und Stellenwert

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  • Prim?rprophylaxe. M?glichkeiten und Stellenwert

    Atemschutz bei aerogen ?bertragbaren Infektionen

    Aerogene Erreger werden nahezu ausschlie?lich durch erregerhaltige Aerosole von Mensch zu Mensch ?bertragen. In der Praxis entstehen diese Aerosole, wenn Patienten, die an einer Infektion der Atmungsorgane (der Lunge, der Bronchien oder des Kehlkopfes) erkrankt sind, husten, niesen oder sprechen. Hierdurch werden Tr?pfchen und Tr?pfchenkerne freigesetzt, die in der ausgeatmeten Luft ein entsprechendes Aerosol erzeugen. Die Gr??e des Aerosols variiert, da sie von verschiedenen aerodynamischen Faktoren beeinflusst wird.
    • Die Infektiosit?t dieses Aerosols h?ngt von der Partikelgr??e, der Partikeldichte, der Erregerdichte in den Partikeln, der Inhalationszeit und dem Inhalationsvolumen ab. Eine besondere Gefahr besteht, wenn die Partikel klein sind (Tr?pfchenkerne: <5 ?m) und das aerosol lange genug in der luft schwebt, um in ausreichender menge inhaliert und alveol?r in der lunge deponiert werden zu k?nnen. aus diesem infektionsmechanismus ist zu schlie?en, dass von k?rpersekreten, die nicht zur aerosolbildung f?hren, wie zum beispiel urin und eiter, nur sehr selten eine infektionsgefahr ausgeht. dies gilt auch f?r auf gegenst?nde und b?den sedimentierte aerosole, die nach allgemeiner ansicht unter beachtung der allgemeinen hygiene keine besondere gef?hrdung darstellen.

    Schutzma?nahmen zur Verhinderung einer aerogenen Infektion m?ssen sich daher insbesondere auf die Vermeidung der Inhalation des kontaminierten Aerosols und hier vor allem der Tr?pfchenkerne konzentrieren. Alle Schutzma?nahmen bei aerogenen Infektionen zielen darauf ab, die Infektionskette zu unterbrechen und eine Weiterverbreitung zu verhindern.
    • Ein effizienter Infektionsschutz setzt daher vor allem eine schnelle Diagnose und die fr?hzeitige Isolierung infekti?ser Patienten sowie die schnellstm?gliche Einleitung einer wirksamen und effizienten Behandlung voraus. Dar?ber hinaus tragen hygienische und technische Ma?nahmen sowie der Schutz vor Inhalation infekti?ser Aerosole zur Verminderung eines Infektionsrisikos von Mitpatienten, anderen Kontaktpersonen und Besch?ftigten im Gesundheitswesen bei.
    • Patientenseitig ist auf eine entsprechende Hustenhygiene und einen geeigneten Atemschutz zu achten. Arbeitnehmerseitig spielt vor allem die Beachtung der allgemeinen Hygiene, ein geeigneter Atemschutz bei besonderer Gef?hrdung, eine geeignete Schutzkleidung sowie die Ausbildung der Mitarbeiter und die betriebliche ?berwachung eine Rolle. Arbeitsplatzseitig muss f?r eine korrekte Rauml?ftung und eine ad?quate Desinfektion gesorgt sein.

    Ein erh?htes Risiko im ambulanten wie station?ren Bereich gilt f?r T?tigkeiten, bei denen diagnostische und therapeutische Ma?nahmen an infekti?sen Patienten durchgef?hrt werden und insbesondere dort, wo die Diagnose zun?chst nicht bekannt ist:
    • Erste Hilfe, Reanimation, Mund-zu-Mund-Beatmung, Intubation). Eine Gef?hrdung durch unerkannte infekti?se Patienten besteht beispielsweise auch in der Atemtherapie, bei l?ngerer Pflege von Patienten, die in hohem Ma?e hilfsbed?rftig oder unkooperativ sind sowie beim Krankentransport. Au?erdem ist in Arbeitsbereichen, in denen sich ein verst?rkter Kontakt mit tracheobronchialem Sekret nicht vermeiden l?sst, die Infektionsgefahr f?r das Personal nachweislich erh?ht (Bronchoskopie, Endoskopie, Beatmung, Sputuminduktion). Weitere T?tigkeitsfelder mit erh?htem Infektionsrisiko sind die Pathologie sowie mikrobiologische und virologische Laboratorien.

    Von besonderer Bedeutung ist die Vermeidung der Exposition gegen?ber dem Hustensto? eines infekti?sen Patienten, d. h. Unterrichtung des Patienten ?ber einfachste Ma?nahmen:
    • niemanden direkt anzuhusten sowie alle husten- oder aerosolprovozierenden Man?ver in Anwesenheit von Betreuungspersonal, Mitpatienten und anderen Personen zu unterlassen und Mund und Nase beim Husten mit einem Mund-Nasen-Schutz bzw. einer Atemschutzmaske zu bedecken. Au?erdem sollte das Pflegepersonal aufgekl?rt werden, dem Hustensto? durch ausreichend gro?en Abstand (circa 1,5 m) auszuweichen.
    Gef?hrdetes Personal, Mitpatienten und andere Kontaktpersonen sind in diesem Sinne ?ber die m?glichen Infektionswege ausf?hrlich und verst?ndlich zu unterrichten sowie in die Schutzma?nahmen einzuweisen.

    Atemschutzmasken
    Atemschutzmasken allein k?nnen keinen hundertprozentigen Schutz bieten. Konkrete Daten zur Effektivit?t von Atemschutzmasken, eine Infektion mit aerogen ?bertragbaren Erregern zu verh?ten, existieren nicht und sind auch aufgrund des komplexen Zusammenwirkens infektionsverh?tender Ma?nahmen nicht zu erwarten.
    • Die Klassifikation der verf?gbaren filtrierenden Halbmasken wird nach europ?ischen Normen (EN 149) vorgenommen (Filtering Face Piece = FFP). Die Zusatzbezeichnung S (solid: w?ssrige Aerosole und Partikel) sowie SL (solid and liquid: w?ssrige und ?lige Aerosole und Partikel) geben zus?tzliche Hinweise f?r die Anwendung. Produkte, die nach der neuen EN 149 aus 2001 gepr?ft werden, sch?tzen sowohl gegen Feinst?ube (S) als auch gegen fl?ssige Aerosole (SL), so dass hier eine Unterscheidung in S und SL entf?llt. Zur Reduktion des Atemwiderstandes werden die Masken auch mit Ausatemventil angeboten (cave: keine Anwendung durch den infekti?sen Patienten!).
    • Die Gesamtleckage einer Maske setzt sich aus den Undichtigkeitsstellen am Gesicht, der Leckage am Ausatemventil (wenn vorhanden) sowie aus dem eigentlichen Filterdurchlass zusammen. Masken der FFP-Klasse 1 d?rfen eine Gesamtleckage von h?chstens 25 % aufweisen, Masken der Filterklasse 2 von h?chstens 11 % und Masken der Filterklasse 3 von h?chstens 5 %, wobei die Mittelwerte der Gesamtleckage f?r die Klasse 1 nicht gr??er als 22 %, f?r die Klasse 2 nicht gr??er als 8 % und f?r Klasse 3 nicht gr??er als 2 % sein d?rfen (bei einem mittleren Partikeldurchmesser von 0,6 ?m). Die Masken k?nnen, solange sie nicht besch?digt, beschmutzt, feucht oder unhygienisch geworden sind, personenbezogen entsprechend den Herstellerangaben benutzt werden.
    • Der herk?mmliche Mund-Nasen-Schutz (chirurgischer Mund-Nasen-Schutz, faltbar oder geformt) ist keine Atemschutzmaske. Er hat eine weit h?here Leckage und bietet damit einen geringeren Schutz vor Inhalation infekti?ser Aerosole als FFP-Atemschutzmasken. Er reduziert jedoch die Abgabe von infekti?sen Tr?pfchen in die Umgebung.

    Werden Atemschutzmasken der FFP-Klassen 2 und 3 getragen, so erh?ht sich theoretisch die Schutzwirkung vor einer Infektion. Dieser Schutzeffekt h?ngt aber wesentlich von dem passgerechten Anlegen der Maske ab. Faktoren wie beispielsweise Gesichtsform und -gr??e sowie das Vorhandensein eines Bartes beeinflussen die Passgenauigkeit. Daher sollten Atemschutzmasken in verschiedenen Gr??en zur Verf?gung gestellt werden. Der Arbeitgeber hat daf?r Sorge zu tragen, dass das Personal hinsichtlich des Einsatzes sowie in der korrekten Anlage der Masken unterwiesen wird.
    Die Akzeptanz der Atemschutzmasken in der Praxis h?ngt aber von weiteren wichtigen Faktoren ab:
    • Erwarteter Schutzfaktor, Kosten, Tragekomfort, Handhabung, Sprachbehinderung, Anpassung an die Gesichtsform, Sicht auf die Gesichtz?ge. Nur wenn diesen Anspr?chen weitgehend gerecht wird, kann eine ausreichende Akzeptanz erreicht werden.

    Es ist evident, dass die Wahl des Atemschutzes von der potentiellen Gefahr und Wahrscheinlichkeit einer Infektions?bertragung abh?ngt. So ist die Situation bei einer Variola-Virus Epidemie (Pocken) sicherlich nicht mit der bei R?teln vergleichbar. Die Wahl des Atemschutzes erfordert daher, neben der Kenntnis der aktuellen epidemiologischen Situation, die kompetente Beurteilung der Risikogef?hrdung im Allgemeinen und im jeweiligen Arbeitsbereich bzw. in der jeweiligen Kontaktsituation mit potentiell infekti?sen Patienten. Der Wunsch nach theoretisch maximaler technischer Sicherheit, welcher auch die Forderungen der Berufsgenossenschaften und des ABAS nach genereller Verwendung einer FFP2/3-Maske erkl?rt, ist zwar verst?ndlich, ber?cksichtigt aber h?ufig nicht wesentliche Faktoren wie das tats?chlich vorhandene Infektionsrisiko, die Akzeptanz, die Praktikabilit?t und die Umsetzbarkeit.
    • Bei vermuteter oder best?tigter aerogen ?bertragbarer Infektion sollten in erster Linie alle oben aufgef?hrten Ma?nahmen eingeleitet werden, um das Infektionsrisiko f?r Kontaktpersonen auf ein Mindestma? zu reduzieren. Der Patient bzw. die Patientin sollte au?erhalb des Isolationsraumes mindestens einen herk?mmlichen Mund-Nasen-Schutz (chirurgischer Mund-Nasen-Schutz, am besten geformt [chirurgische Schalen"maske"], da dabei Mund und Nase besser umschlossen werden) tragen, da er die Menge des abgegebenen Aerosols reduziert. Er dient zudem als Warnhinweis f?r Patienten und Personal, an infektionsverhindernde Ma?nahmen zu denken. Zus?tzlich hat er den Vorteil, dass er leicht anzulegen ist und den Tr?ger nicht wesentlich behindert. Der Mund-Nasen-Schutz kann vom Patienten so lange benutzt werden, wie er in seiner Funktionsf?higkeit nicht beeintr?chtigt ist (z.B. infolge Durchfeuchtung).
    • Patienten, von denen ein spezielles Risiko ausgeht sollten au?erhalb des Isolationsraumes sowie in besonderen r?umlichen Situationen (z.B. Krankentransport) einen komplexeren Schutz (in Hinblick auf das dichte Anliegen) zur Verminderung des Infektionsrisikos f?r Kontaktpersonen erhalten (FFP2/3 ohne Ausatemventil), um eine Kontamination der Umgebung unter allen Umst?nden zu vermeiden.
    • Um die Notwendigkeit eines Einsatzes von Atemschutzmasken beim Personal festlegen zu k?nnen, bedarf es einer Gef?hrdungsanalyse f?r die jeweilige Institution bzw. den jeweiligen Arbeitsbereich und den konkreten Patienten. Aufwendigere, komplexere Maskensysteme (FFP2) haben nach dem heutigen Kenntnisstand ihre Berechtigung dort, wo entweder eine Exposition gegen?ber dem Hustensto? eines Patienten nicht vermieden werden kann (z. B. Bronchoskopie, l?ngerer Aufenthalt und enger Kontakt zum Patienten im Rahmen der k?rperlichen Untersuchung, pflegerische Ma?nahmen an unkooperativen Patienten), wo von einer hohen Aerosolkonzentration ausgegangen werden muss, oder die aerogen ?bertragbare Infektion von besonderer Gef?hrlichkeit ist. FFP3-Masken sollten dort eingesetzt werden, wo die Wahrscheinlichkeit einer Infektion weitestgehend reduziert werden muss.
    • In Situationen mit geringem Infektionsrisiko (z.B. kurze Kontaktzeit ohne enge Kontakte) gen?gt die Verwendung eines herk?mmlichen Mund-Nasen-Schutzes (geformt), oder besser einer FFP1-Maske.
    Quelle: Uni D?sseldorf
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