WHO-Impfempfehlungen zur Schweinegrippe-Pandemie ver?ffentlicht
Am 7. Juli 2009 hat die WHO-Expertengruppe zu Empfehlungen in der Impfstrategie (SAGE) in Genf eine au?erordentliche Sitzung abgehalten und Empfehlungen zur Impfstrategie in der Pandemie gemacht. Die WHO hat diese Empfehlungen am 13. Juli 2009 ver?ffentlicht.
Die Expertengruppe der WHO zur Pandemie-Impfung (SAGE) h?lt folgende drei Punkte f?r wichtig, die die L?nder in ihre nationalen Impfstrategien aufnehmen sollen.
- Der Schutz der Integrit?t des Gesundheitssystems und der kritischen Infrastruktur eines Landes
- Die Verminderung der Morbidit?t und Mortalit?t (Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate)
- Die Verminderung der Ausbreitung des Pandemievirus innerhalb der Bev?lkerung
Die WHO Generaldirektorin Dr. Margaret Chan hat folgende Empfehlungen herausgegeben:
Alle L?nder sollten mit h?chster Priorit?t die Mitarbeiter ihres Gesundheitssystems impfen, um die wichtigen Infrastrukturen ihres Gesundheitswesens zu sch?tzen. Unter Ber?cksichtigung der anfangs nur begrenzt verf?gbaren Impfstoffkapazit?ten werden anschlie?end gem?? der WHO-Expertengruppe (SAGE) in einem stufenweisen Ansatz folgende Gruppen zur Impfung vorgeschlagen:
- Schwangere,
- Personen mit einem Alter ?ber 6 Monate mit einer oder mehreren chronischen Begleiterkrankung(en),
- gesunde junge Erwachsene im Alter von 15 bis 49 Jahre,
- gesunde Kinder,
- gesunde Erwachsene im Alter von 50 bis 64 Jahren und
- gesunde Erwachsene im Alter von 65 Jahren und dar?ber.
10.07.2009
SCHWEINEGRIPPE
USA planen Massenimpfungen im Herbst
Die US-Regierung will die Ausbreitung der Schweinegrippe massiv bek?mpfen. Im Oktober sollen Massenimpfungen beginnen, mehrere Milliarden Dollar sind f?r die Kampagne vorgesehen. Auch die deutsche Regierung erw?gt, Bev?lkerungsgruppen gegen das H1N1-Virus zu impfen. (...)
Die deutsche Regierung erw?gt ebenfalls Massenimpfungen. In der kommenden Woche soll festgelegt werden, welche Bev?lkerungsgruppen zuerst an die Reihe kommen sollen. "Wir m?ssen entscheiden, wer zu den Risikogruppen geh?rt", sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) am Freitag dem H?rfunksender Hit-Radio Antenne Niedersachsen in Hannover. "Das sind sicher die Besch?ftigten im Gesundheitswesen, das sind auch junge Menschen mit Grunderkrankungen", so die Ministerin. F?r diese Gruppen solle eine Impf-Empfehlung ausgesprochen werden.
Was sagt der nationale Pandemieplan bisher ?ber das Vorgehen zur Pandemie-Impfung in Deutschland ?
Nationaler Pandemieplan (Teil III)
Wissenschaftliche Zusammenh?nge der Pandemieplanung in Deutschland
Ein Bericht der Expertengruppe 'Influenza-Pandemieplanung' am Robert Koch-Institut
Download ?ber:
Ausz?ge (Seiten 51 ff.)
6 Impfung
Die Schutzimpfung gegen Influenza ist die kosteneffektivste und wirksamste Ma?nahme zur Pr?vention der Erkrankung [1]. Die Ausgangssituation besteht jedoch darin, dass es nach Identifizierung eines pandemischen Virus einer Vorlaufzeit bedarf, bis ein geeignetes Saatvirus gefunden ist, die Zulassung des pandemischen Impfstoffes vorliegt, ausreichende Mengen Impfstoff produziert sind, dieser an die Stellen zur Verabreichung an die Bev?lkerung verteilt und ein ad?quater Impfschutz aufgebaut ist.
6.2.3 Impfstrategie im Pandemiefall
Ziel der Impfpr?vention im Rahmen einer Pandemie ist der m?glichst rasche und vollst?ndige Impfschutz der gesamten Bev?lkerung vor dem pandemischen Virus. Jedoch wird auch bei deutlich beschleunigter Impfstoffproduktion und Zulassung zun?chst nicht ausreichend Impfstoff f?r die gesamte Bev?lkerung zur Verf?gung stehen. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit einer zeitlichen Priorisierung der zu impfenden Gruppen. Dies empfiehlt auch die WHO in ihrem Pandemieplan. Die Kriterien f?r eine Priorisierung m?ssen klar und transparent sein und begr?ndet werden.
Eine Priorit?tensetzung kann prinzipiell unter verschiedenen Gesichtspunkten erfolgen:
1. politisch-sozialer Aspekt: Impfung von
a) dem in der Akutmedizin besch?ftigten medizinischen und Pflegepersonal, nachrangig aber auch sonstiges medizinisches und Pflegepersonal.
b) Besch?ftigten, die f?r die ?ffentliche Ordnung wichtig sind,
c) Berufst?tigen.
Ziel hierbei ist die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung und der staatlichen Infrastruktur sowie der Minimierung der wirtschaftlichen Folgen einer Pandemie.
2. Aspekt der maximalen Reduktion der Krankheitslast:
Die schwerste Verlaufsform einer Infektion ist der Tod. In Berechnungen, die sich auf den ?konomischen Verlust f?r die Gesellschaft konzentrieren, machen die Todesf?lle mit etwa 80 % den gr??ten Anteil aus [16]. Zur Beurteilung der Krankheitslast sind verschiedene Kriterien denkbar: a) Ber?cksichtigung des Risikos f?r t?dlichen Ausgang (Letalit?t); b) Verhinderung einer m?glichst gro?en Anzahl an Todesf?llen; c) wirtschaftlicher Nutzen (Netto-Ersparnis) durch die Impfung und andere Kriterien.
Meltzer et al. modellierten die Ergebnisse f?r drei Altersgruppen (0-15 Jahre = ?Kinder?, 16-59 Jahre = ?Erwachsene ohne ?ltere Bev?lkerung? und ?ber 59 Jahre = ??ltere Bev?lkerung?) und je zwei Risikogruppen (mit Vorerkrankungen versus ohne).
Umgerechnet auf die deutsche Bev?lkerung m?sste nach diesem Modell nach Ansatz a) (Ber?cksichtigung der h?chsten Letalit?t) zuerst die ?ltere Bev?lkerung geimpft werden, dann die Risikogruppen der Kinder (s. Tab. 3). In Ansatz b) (Reduktion der Zahl der Toten) m?ssten zuerst die Risikogruppen in drei Altersgruppen geimpft werden, beginnend mit den Erwachsenen ohne ?ltere Bev?lkerung. In Ansatz c) (wirtschaftlicher Nutzen) m?ssten vorrangig Kinder und junge Erwachsene geimpft werden, mit oder ohne Vorerkrankung. Die H?hergewichtung der Risikogruppen der Erwachsenen ohne ?ltere Bev?lkerung in Ansatz b) ?ber die Risikogruppen der ?lteren Bev?lkerung, die in Ansatz a) an erster Stelle stehen, kommt dadurch zustande, dass in einer Pandemie der Anteil der Todesf?lle unter 65 Jahren wesentlich h?her ist als im interpandemischen Intervall. In den drei Pandemien des letzten Jahrhunderts lag dieser Anteil zwischen 36 % und 99 % (s. Kap. 2.5.2) im Vergleich zu unter 5 % im interpandemischen Intervall. Im Pandemiefall ist es allerdings wichtig, sich an den epidemiologischen Verh?ltnissen zu orientieren, da z. B., wie bei der zweiten Welle 1918, der Pandemiestamm bei den j?ngeren Erwachsenen besonders virulent sein k?nnte, so dass diese Altersgruppe sofort h?chste Priorit?t erhalten w?rde. Umgekehrt k?nnten ?ltere Personen durch eine bestehende Teilimmunit?t vor dem Pandemievirus gesch?tzt sein, wie dies bspw. 1968 w?hrend der Hongkong-Pandemie beobachtet wurde [17]. (?)
3. Epidemiologisch-dynamischer Aspekt:
Impfung von Bev?lkerungsgruppen, die dem h?chsten Infektionsrisiko ausgesetzt sind und die Infektion am schnellsten weiterverbreiten. Dazu z?hlen Schulkinder, Studenten, Berufst?tige, v. a. mit vielen Kontakten zu anderen Menschen sowie medizinisches Personal. Auf den Pandemien von 1957 und 1968 beruhende Modellrechnungen kamen zu dem Ergebnis, dass bei begrenztem Impfstoffangebot die Impfung von Vorschul- und Schulkindern bzw. Erwachsenen im arbeitsf?higen Alter die Entwicklung der Epidemie am wirksamsten h?tte verlangsamen k?nnen, um Zeit f?r eine vermehrte Impfstoffproduktion und die Verteilung an die Risikogruppen zu gewinnen [17].
Ziel muss eine Impfstoffverteilung sein, die den h?chsten Nutzen f?r die Minderung der Morbidit?t und Mortalit?t verspricht. Dies kann am ehesten durch ein funktionierendes Gesundheitswesen erreicht werden. Die Expertengruppe ?Influenza-Pandemieplanung? am RKI hat sich 2004 daf?r ausgesprochen, dass der Aufbau eines ausreichenden Immunschutzes im Falle sehr knapper Impfstoffressourcen zun?chst f?r das Personal im (akuten) ambulanten und station?ren medizinischen Versorgungsbereich gew?hrleistet werden soll. Daf?r gibt es drei Begr?ndungen:
(1) durch den st?ndigen Kontakt zu erkrankten Patienten, Kollegen und Besuchern besteht f?r diese Berufsgruppe eine erh?hte Gefahr einer Influenzainfektion,
(2) durch ihre eigene Infektion kann die Influenza auf Personen mit erh?htem Risiko, Kollegen sowie Angeh?rige und andere Bev?lkerungsgruppen ?bertragen werden
(3) der letztendlich krankheitsbedingte Ausfall gef?hrdet nicht nur die medizinische Versorgung von Influenzakranken, sondern auch von Kranken, die nicht Influenza-infiziert sind und den Arzt aufsuchen oder in ein Krankenhaus eingeliefert werden
An zweiter Stelle stehen die Berufsgruppen zur Aufrechterhaltung der ?ffentlichen Infrastruktur und Sicherheit, deren Arbeitsf?higkeit f?r die Allgemeinheit besonders wichtig ist. Die Reihenfolge, in der diese Berufsgruppe geimpft werden kann, h?ngt von der Menge der verf?gbaren Impfstoffdosen ab. Auf Landesebene kann im Bedarfsfall bei einer Pandemie eine weitere Priorisierung innerhalb dieser Berufsgruppen erfolgen.
Die Bundesl?nder haben sich 2006 darauf verst?ndigt, dass zuerst das medizinische Personal und der zur Aufrechterhaltung der ?ffentlichen Ordnung notwendige Personenkreis geimpft werden soll. Dies sind bundesweit ca. 6 % der Bev?lkerung. Anschlie?end soll anhand epidemiologischer Kriterien die Bev?lkerung nach Jahrg?ngen geimpft werden.
Die im 20. Jahrhundert abgelaufenen Pandemien haben belegt, dass eine Vorhersage, welche Gruppen vordringlich von einer Impfung profitieren, nur begrenzt m?glich ist. Weitere Pr?zisierungen f?r die Impfung bestimmter Bev?lkerungsgruppen m?ssen im Pandemiefall daher aufgrund von epidemiologischen Gesichtspunkten des Pandemievirus vorgenommen werden. Da die Entscheidung einer Priorisierung jedoch vielschichtig ist, wurden bereits im Vorfeld Kriterien entwickelt, mit deren Hilfe dieser Entscheidungsprozess vorbereitet und systematisiert werden kann. Eine flexible Anpassung der Empfehlungen an die tats?chliche Situation muss
hierbei gew?hrleistet werden. Wird im Verlauf einer Pandemie z. B. ersichtlich, dass bestimmte Altersgruppen (z. B. Kinder und Jugendliche) besonders hohe Komplikations- und Mortalit?tsraten aufweisen, wird die Impfstrategie m?glicherweise ge?ndert werden m?ssen.
ad-hoc-news:
Schweinegrippe - Gesundheitsminister wollen Nationalen Impfplan
25.06.2009 | 13:20 Uhr
Schweinegrippe - Gesundheitsminister wollen Nationalen Impfplan
Trotz Schweinegrippe keine allgemeine Infektionsgefahr in Deutschland gesehen
Erfurt (ddp-lth). F?r Deutschland soll ein Nationaler Impfplan erarbeitet werden. Dies beschloss die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) am Donnerstag in Erfurt, wie ein Sprecher des Landesgesundheitsministeriums mitteilte. Impfen sei nach wie vor der wirksamste Schutz gegen die Ausbreitung gef?hrlicher Infektionskrankheiten. St?rker als bisher m?sse ?ber gef?hrliche Krankheiten, Ansteckungswege und Schutzm?glichkeiten informiert und aufgekl?rt werden, hie? es.
Am 7. Juli 2009 hat die WHO-Expertengruppe zu Empfehlungen in der Impfstrategie (SAGE) in Genf eine au?erordentliche Sitzung abgehalten und Empfehlungen zur Impfstrategie in der Pandemie gemacht. Die WHO hat diese Empfehlungen am 13. Juli 2009 ver?ffentlicht.
Die Expertengruppe der WHO zur Pandemie-Impfung (SAGE) h?lt folgende drei Punkte f?r wichtig, die die L?nder in ihre nationalen Impfstrategien aufnehmen sollen.
- Der Schutz der Integrit?t des Gesundheitssystems und der kritischen Infrastruktur eines Landes
- Die Verminderung der Morbidit?t und Mortalit?t (Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate)
- Die Verminderung der Ausbreitung des Pandemievirus innerhalb der Bev?lkerung
Die WHO Generaldirektorin Dr. Margaret Chan hat folgende Empfehlungen herausgegeben:
Alle L?nder sollten mit h?chster Priorit?t die Mitarbeiter ihres Gesundheitssystems impfen, um die wichtigen Infrastrukturen ihres Gesundheitswesens zu sch?tzen. Unter Ber?cksichtigung der anfangs nur begrenzt verf?gbaren Impfstoffkapazit?ten werden anschlie?end gem?? der WHO-Expertengruppe (SAGE) in einem stufenweisen Ansatz folgende Gruppen zur Impfung vorgeschlagen:
- Schwangere,
- Personen mit einem Alter ?ber 6 Monate mit einer oder mehreren chronischen Begleiterkrankung(en),
- gesunde junge Erwachsene im Alter von 15 bis 49 Jahre,
- gesunde Kinder,
- gesunde Erwachsene im Alter von 50 bis 64 Jahren und
- gesunde Erwachsene im Alter von 65 Jahren und dar?ber.
10.07.2009
SCHWEINEGRIPPE
USA planen Massenimpfungen im Herbst
Die US-Regierung will die Ausbreitung der Schweinegrippe massiv bek?mpfen. Im Oktober sollen Massenimpfungen beginnen, mehrere Milliarden Dollar sind f?r die Kampagne vorgesehen. Auch die deutsche Regierung erw?gt, Bev?lkerungsgruppen gegen das H1N1-Virus zu impfen. (...)
Die deutsche Regierung erw?gt ebenfalls Massenimpfungen. In der kommenden Woche soll festgelegt werden, welche Bev?lkerungsgruppen zuerst an die Reihe kommen sollen. "Wir m?ssen entscheiden, wer zu den Risikogruppen geh?rt", sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) am Freitag dem H?rfunksender Hit-Radio Antenne Niedersachsen in Hannover. "Das sind sicher die Besch?ftigten im Gesundheitswesen, das sind auch junge Menschen mit Grunderkrankungen", so die Ministerin. F?r diese Gruppen solle eine Impf-Empfehlung ausgesprochen werden.
Was sagt der nationale Pandemieplan bisher ?ber das Vorgehen zur Pandemie-Impfung in Deutschland ?
Nationaler Pandemieplan (Teil III)
Wissenschaftliche Zusammenh?nge der Pandemieplanung in Deutschland
Ein Bericht der Expertengruppe 'Influenza-Pandemieplanung' am Robert Koch-Institut
Download ?ber:
Ausz?ge (Seiten 51 ff.)
6 Impfung
Die Schutzimpfung gegen Influenza ist die kosteneffektivste und wirksamste Ma?nahme zur Pr?vention der Erkrankung [1]. Die Ausgangssituation besteht jedoch darin, dass es nach Identifizierung eines pandemischen Virus einer Vorlaufzeit bedarf, bis ein geeignetes Saatvirus gefunden ist, die Zulassung des pandemischen Impfstoffes vorliegt, ausreichende Mengen Impfstoff produziert sind, dieser an die Stellen zur Verabreichung an die Bev?lkerung verteilt und ein ad?quater Impfschutz aufgebaut ist.
6.2.3 Impfstrategie im Pandemiefall
Ziel der Impfpr?vention im Rahmen einer Pandemie ist der m?glichst rasche und vollst?ndige Impfschutz der gesamten Bev?lkerung vor dem pandemischen Virus. Jedoch wird auch bei deutlich beschleunigter Impfstoffproduktion und Zulassung zun?chst nicht ausreichend Impfstoff f?r die gesamte Bev?lkerung zur Verf?gung stehen. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit einer zeitlichen Priorisierung der zu impfenden Gruppen. Dies empfiehlt auch die WHO in ihrem Pandemieplan. Die Kriterien f?r eine Priorisierung m?ssen klar und transparent sein und begr?ndet werden.
Eine Priorit?tensetzung kann prinzipiell unter verschiedenen Gesichtspunkten erfolgen:
1. politisch-sozialer Aspekt: Impfung von
a) dem in der Akutmedizin besch?ftigten medizinischen und Pflegepersonal, nachrangig aber auch sonstiges medizinisches und Pflegepersonal.
b) Besch?ftigten, die f?r die ?ffentliche Ordnung wichtig sind,
c) Berufst?tigen.
Ziel hierbei ist die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung und der staatlichen Infrastruktur sowie der Minimierung der wirtschaftlichen Folgen einer Pandemie.
2. Aspekt der maximalen Reduktion der Krankheitslast:
Die schwerste Verlaufsform einer Infektion ist der Tod. In Berechnungen, die sich auf den ?konomischen Verlust f?r die Gesellschaft konzentrieren, machen die Todesf?lle mit etwa 80 % den gr??ten Anteil aus [16]. Zur Beurteilung der Krankheitslast sind verschiedene Kriterien denkbar: a) Ber?cksichtigung des Risikos f?r t?dlichen Ausgang (Letalit?t); b) Verhinderung einer m?glichst gro?en Anzahl an Todesf?llen; c) wirtschaftlicher Nutzen (Netto-Ersparnis) durch die Impfung und andere Kriterien.
Meltzer et al. modellierten die Ergebnisse f?r drei Altersgruppen (0-15 Jahre = ?Kinder?, 16-59 Jahre = ?Erwachsene ohne ?ltere Bev?lkerung? und ?ber 59 Jahre = ??ltere Bev?lkerung?) und je zwei Risikogruppen (mit Vorerkrankungen versus ohne).
Umgerechnet auf die deutsche Bev?lkerung m?sste nach diesem Modell nach Ansatz a) (Ber?cksichtigung der h?chsten Letalit?t) zuerst die ?ltere Bev?lkerung geimpft werden, dann die Risikogruppen der Kinder (s. Tab. 3). In Ansatz b) (Reduktion der Zahl der Toten) m?ssten zuerst die Risikogruppen in drei Altersgruppen geimpft werden, beginnend mit den Erwachsenen ohne ?ltere Bev?lkerung. In Ansatz c) (wirtschaftlicher Nutzen) m?ssten vorrangig Kinder und junge Erwachsene geimpft werden, mit oder ohne Vorerkrankung. Die H?hergewichtung der Risikogruppen der Erwachsenen ohne ?ltere Bev?lkerung in Ansatz b) ?ber die Risikogruppen der ?lteren Bev?lkerung, die in Ansatz a) an erster Stelle stehen, kommt dadurch zustande, dass in einer Pandemie der Anteil der Todesf?lle unter 65 Jahren wesentlich h?her ist als im interpandemischen Intervall. In den drei Pandemien des letzten Jahrhunderts lag dieser Anteil zwischen 36 % und 99 % (s. Kap. 2.5.2) im Vergleich zu unter 5 % im interpandemischen Intervall. Im Pandemiefall ist es allerdings wichtig, sich an den epidemiologischen Verh?ltnissen zu orientieren, da z. B., wie bei der zweiten Welle 1918, der Pandemiestamm bei den j?ngeren Erwachsenen besonders virulent sein k?nnte, so dass diese Altersgruppe sofort h?chste Priorit?t erhalten w?rde. Umgekehrt k?nnten ?ltere Personen durch eine bestehende Teilimmunit?t vor dem Pandemievirus gesch?tzt sein, wie dies bspw. 1968 w?hrend der Hongkong-Pandemie beobachtet wurde [17]. (?)
3. Epidemiologisch-dynamischer Aspekt:
Impfung von Bev?lkerungsgruppen, die dem h?chsten Infektionsrisiko ausgesetzt sind und die Infektion am schnellsten weiterverbreiten. Dazu z?hlen Schulkinder, Studenten, Berufst?tige, v. a. mit vielen Kontakten zu anderen Menschen sowie medizinisches Personal. Auf den Pandemien von 1957 und 1968 beruhende Modellrechnungen kamen zu dem Ergebnis, dass bei begrenztem Impfstoffangebot die Impfung von Vorschul- und Schulkindern bzw. Erwachsenen im arbeitsf?higen Alter die Entwicklung der Epidemie am wirksamsten h?tte verlangsamen k?nnen, um Zeit f?r eine vermehrte Impfstoffproduktion und die Verteilung an die Risikogruppen zu gewinnen [17].
Ziel muss eine Impfstoffverteilung sein, die den h?chsten Nutzen f?r die Minderung der Morbidit?t und Mortalit?t verspricht. Dies kann am ehesten durch ein funktionierendes Gesundheitswesen erreicht werden. Die Expertengruppe ?Influenza-Pandemieplanung? am RKI hat sich 2004 daf?r ausgesprochen, dass der Aufbau eines ausreichenden Immunschutzes im Falle sehr knapper Impfstoffressourcen zun?chst f?r das Personal im (akuten) ambulanten und station?ren medizinischen Versorgungsbereich gew?hrleistet werden soll. Daf?r gibt es drei Begr?ndungen:
(1) durch den st?ndigen Kontakt zu erkrankten Patienten, Kollegen und Besuchern besteht f?r diese Berufsgruppe eine erh?hte Gefahr einer Influenzainfektion,
(2) durch ihre eigene Infektion kann die Influenza auf Personen mit erh?htem Risiko, Kollegen sowie Angeh?rige und andere Bev?lkerungsgruppen ?bertragen werden
(3) der letztendlich krankheitsbedingte Ausfall gef?hrdet nicht nur die medizinische Versorgung von Influenzakranken, sondern auch von Kranken, die nicht Influenza-infiziert sind und den Arzt aufsuchen oder in ein Krankenhaus eingeliefert werden
An zweiter Stelle stehen die Berufsgruppen zur Aufrechterhaltung der ?ffentlichen Infrastruktur und Sicherheit, deren Arbeitsf?higkeit f?r die Allgemeinheit besonders wichtig ist. Die Reihenfolge, in der diese Berufsgruppe geimpft werden kann, h?ngt von der Menge der verf?gbaren Impfstoffdosen ab. Auf Landesebene kann im Bedarfsfall bei einer Pandemie eine weitere Priorisierung innerhalb dieser Berufsgruppen erfolgen.
Die Bundesl?nder haben sich 2006 darauf verst?ndigt, dass zuerst das medizinische Personal und der zur Aufrechterhaltung der ?ffentlichen Ordnung notwendige Personenkreis geimpft werden soll. Dies sind bundesweit ca. 6 % der Bev?lkerung. Anschlie?end soll anhand epidemiologischer Kriterien die Bev?lkerung nach Jahrg?ngen geimpft werden.
Die im 20. Jahrhundert abgelaufenen Pandemien haben belegt, dass eine Vorhersage, welche Gruppen vordringlich von einer Impfung profitieren, nur begrenzt m?glich ist. Weitere Pr?zisierungen f?r die Impfung bestimmter Bev?lkerungsgruppen m?ssen im Pandemiefall daher aufgrund von epidemiologischen Gesichtspunkten des Pandemievirus vorgenommen werden. Da die Entscheidung einer Priorisierung jedoch vielschichtig ist, wurden bereits im Vorfeld Kriterien entwickelt, mit deren Hilfe dieser Entscheidungsprozess vorbereitet und systematisiert werden kann. Eine flexible Anpassung der Empfehlungen an die tats?chliche Situation muss
hierbei gew?hrleistet werden. Wird im Verlauf einer Pandemie z. B. ersichtlich, dass bestimmte Altersgruppen (z. B. Kinder und Jugendliche) besonders hohe Komplikations- und Mortalit?tsraten aufweisen, wird die Impfstrategie m?glicherweise ge?ndert werden m?ssen.
ad-hoc-news:
Schweinegrippe - Gesundheitsminister wollen Nationalen Impfplan
25.06.2009 | 13:20 Uhr
Schweinegrippe - Gesundheitsminister wollen Nationalen Impfplan
Trotz Schweinegrippe keine allgemeine Infektionsgefahr in Deutschland gesehen
Erfurt (ddp-lth). F?r Deutschland soll ein Nationaler Impfplan erarbeitet werden. Dies beschloss die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) am Donnerstag in Erfurt, wie ein Sprecher des Landesgesundheitsministeriums mitteilte. Impfen sei nach wie vor der wirksamste Schutz gegen die Ausbreitung gef?hrlicher Infektionskrankheiten. St?rker als bisher m?sse ?ber gef?hrliche Krankheiten, Ansteckungswege und Schutzm?glichkeiten informiert und aufgekl?rt werden, hie? es.
Comment